Gebäude

29.11.2024
Erik Brühlmann

Mit (BIM)-Daten zum Facility-Management

Daten und Informationen aus einem BIM-basierten Projekt sind nach Abschluss der Arbeiten auch für die Bewirtschaftung von grossem Nutzen.

Building Information Modeling (BIM) ist das Kernkonzept der Digitalisierung, welche die Bauwirtschaft anstrebt. Schon seit Jahren wird versucht, mit BIM alle Abläufe von der Planung bis zur Umsetzung zeit- und kosteneffizienter zu gestalten. Doch tiefgreifende Veränderungen benötigen Zeit, zumal die Baubranche sich traditionell eher wie ein Öltanker als wie ein Schnellboot bewegt. Gerade für kleinere und mittlere Betriebe stellen auch Investitionskosten und Personalschulungen eine nicht zu unterschätzende Hürde auf dem Weg zur Digitalisierung dar. «Im europäischen Umland und in den USA ist man in diesem Digitalisierungsprozess eher noch ein Stück weiter als bei uns», sagt René Sigg. Er ist Geschäftsführer des Beratungs- und Forschungsunternehmens intep und Vorstandsmitglied bei Bauen digital Schweiz. «Aber in den letzten Jahren hat das Thema auch in der Schweiz Fahrt aufgenommen.» René Sigg sieht dafür vor allem zwei Gründe. Zum einen legen die grossen Bauherrschaften wie der Bund Wert darauf, künftig mit der BIM-Methode zu planen und zu bauen. «Das ist vor allem für grössere Player der Baubranche ein Anreiz, auf BIM umzustellen», sagt René Sigg. Der zweite Grund ist die Norm SN EN ISO 19650, die auf internationaler Ebene über den gesamten Lebenszyklus von Bauten hinweg einheitliche Grundlagen schafft. «Es gibt jetzt einen für alle gültigen Standard, nach dem man sich richten kann», so der Experte.

 

BIM für den Betrieb

Die BIM-Methodik vereinfacht die Arbeit und die Zusammenarbeit nicht nur in der Planungsphase und bei der Realisierung von Projekten. Auch im späteren Betrieb von Gebäuden haben die gesammelten Daten und Informationen ihren Nutzen. «Das ist ein Aspekt, den man bisher eher vernachlässigt hat», sagt René Sigg, für den das Facility-Management (FM) fast den grössten Nutzen aus der BIM-Methodik hat. «Man spürt das jetzt auch in der Branche.» Seit der Pandemie, die einen Schub bei vielen digitalen Bemühungen ausgelöst hat, habe das Thema Fahrt aufgenommen. Allerdings wird es seine Zeit dauern, bis die Digitalisierung bestehender Gebäude umgesetzt ist. Bauherrschaften und Eigentümer nutzen dafür in der Regel Sanierungen, Instandsetzungen oder Umnutzungen ihrer Objekte. Je nach Umfang des Portfolios kann eine vollständige Digitalisierung deshalb viel Zeit in Anspruch nehmen.

 

Je komplexer, desto nützlicher

Vorreiter in dieser Hinsicht sind vor allem grosse Organisationen. So wurde zum Beispiel das neue Hauptgebäude des Inselspitals Bern, das Anna-Seiler-Haus, konsequent mit der BIM-Methode erstellt – inklusive dreidimensionaler Visualisierungen, die schon vor Baubeginn die Kommunikation und das Verständnis aller Beteiligten optimieren sollten. Die Daten und Informationen des digitalen Zwillings wurden im vergangenen Jahr in der für den Spitalbetrieb erforderlichen Qualität in die FM-Systeme überführt. Seither ist der FM-Betrieb in dieser fortschrittlichen und effizienten Version live. Papierpläne und Schränke voller Akten und Unterlagen erübrigen sich somit, FM-Prozesse werden einfacher und effizienter umgesetzt. «Es geht aber auch um Nachhaltigkeit und Energiemanagement», fügt René Sigg an. «Denn die betrieblichen Informationen aus der Planung helfen auch dabei, ein Gebäude energieeffizient zu betreiben.»

 

Von einem Modell ins andere

Wesentlich für die Bewirtschaftung eines Baus mit BIM-Informationen ist, dass die Verantwortlichen schon früh im Projekt jene Daten bestellen, die für den späteren Betrieb benötigt werden. Denn viele Informationen entstehen schon in frühen Projektphasen. «Auf diese Weise müssen Daten später nicht händisch erfasst werden, sondern können aus dem BIM-Modell der Planung zum Beispiel in ein CAFM-System überführt werden», erklärt René Sigg. Der Prozess, Informationen aus einem BIM-Modell für das Facility-Management verfügbar zu machen, wird als BIM2FM bezeichnet. Am Universitätsspital Zürich widmet man sich schon seit Jahren bei neuen Bauprojekten bereits in der Planungsphase den künftigen FM-Prozessen. Das sogenannte planungs- und baubegleitende Facility-Management (pbFM) beginnt bereits in der strategischen Planungsphase. In einem Interview mit der Fachzeitschrift «Heime und Spitäler» brachte die pbFM-Leiterin Susanna Caravatti-Felchlin die Vorteile dieses Ansatzes auf den Punkt: «Kurz gesagt: eine bessere Wirtschaftlichkeit und eine höhere Nutzungsqualität. Das pbFM hat zum Ziel, die FM-Dienstleistungen und die Bewirtschaftung eines künftigen Bauvorhabens zu planen, die Lebenszykluskosten des Gebäudes zu optimieren und ein strukturiertes Informations- und Datenmanagement zu schaffen.»

 

So viel Informationen wie nötig

In der Regel enthält ein Modell, das für das Erstellen eines Projekts verwendet wird – das sogenannte Project Information Model (PIM) – weit mehr Daten und Informationen, als für den Betrieb tatsächlich benötigt werden. Für das Facility-Management ist das AIM, ein Asset Information Model, die Grundlage für seine Arbeit. Bei diesem Informationsmodell handelt es sich um eine umfassende Sammlung von Plänen, Modellen und Datenbanken, die alle für die Bewirtschaftung erforderlichen Informationen beinhalten. Im Rahmen ihrer Tätigkeit nutzen die FM-Mitarbeitenden diese Informationen – und pflegen sie auch. Denn damit das AIM über lange Zeit als zentrale Informationsquelle für die Bewirtschaftung dienen kann, muss es up to date sein.

 

Tools für die Umsetzung

Bauen digital Schweiz stellt mit «Asset Information Model (AIM). Grundlagen» eine Broschüre zum Download bereit, die als Basis für das gegenseitige Verständnis unter allen Projektbeteiligten dienen soll. Die Broschüre bietet eine Einführung in die Informationsmodellierung, erklärt die Unterschiede zwischen AIM und PIM und zeigt auf, wie ein AIM aufgebaut wird, um grösstmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Des Weiteren stellt Bauen digital Schweiz online Datenfeldkataloge sowie einen dazugehörigen Leitfaden zur Verfügung. Diese richten sich an die Besteller, also an Bauherrschaften und Eigentümer. Insgesamt 20 Datenfeldkataloge wurden erarbeitet: für strategische Leistungen (Portfolio- und Betriebsmanagement), für technische Leistungen (Instandhaltung und Betrieb), kaufmännische Leistungen (Liegenschaftenverwaltung, Vermietung), infrastrukturelle Leistungen am Gebäude (Reinigung, Pflege, Entsorgung) und infrastrukturelle Leistungen im Zusammenhang mit Personen (Lagerbewirtschaftung, Innenraumbegrünung, Empfangsdienste usw.).


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